Logodesign: vermeide diese 10 Fehler

Egal, ob du ein „Grafik-Greenhorn“ bist oder einfach deine Skills optimieren möchtest, hier sind die 10 größten Stolperfallen beim Logo-Design, die du vermeiden solltest.

Während viele Blogs und Ratgeber dir zeigen, wie man gute Logos erstellt, möchte ich heute einen anderen Weg einschlagen: ich zeige dir, was du im Designprozess nicht tun solltest.

Fehler Nr. 1: Überspringen der Recherche
Fehler Nr. 2: Trends folgen
Fehler Nr. 3: generische Typografie für die Wortmarke
Fehler Nr. 4 – Verwenden visueller Klischees
Fehler Nr. 5: zu abstrakte Gestaltung
Fehler Nr. 6: zu komplexe Gestaltung
Fehler Nr. 7: auf Farbe oder Effekte verlassen
Fehler Nr. 8: zu viele Optionen anbieten
Fehler Nr. 9: das Logo ist zu statisch
Fehler Nr. 10: fehlende Verwendungsrichtlinien

Fehler Nr. 1: Überspringen der Recherche

Oft werde ich gebeten, ein Logo zu entwerfen. Mal so. Auf die Schnelle. Dann bedarf es Überzeugungsarbeit, dem Kunden eine fundierte Recherche schmackhaft zu machen.

Die Recherche muss immer die erste Phase eines Designprojekts sein. Logodesign ist hier keine Ausnahme.

Bevor du mit der grafischen Umsetzung beginnst, nimm dir ausreichend Zeit, um dich über das Unternehmen, die Marke oder die Produkte zu informieren. Die Geschichte der Marke, die Werte, der Standort, die Mitarbeiter – all das sind Merkmale, die eine Marke formen und schlussendlich Einfluss auf die visuell Umsetzung haben können.

Im Idealfall gibt es bereits ein Markenkonzept oder eine Corporate Identity, auf die der Logodesigner aufbauen kann. In vielen Fällen – gerade bei KMUs – fehlt diese Information. Dann können die fehlenden Fakten in einem Interview oder bei Workshops erarbeitet werden. Brainstormings, Wordclouds, Mindmaps, Personas u. Ä. sind in dieser Phase geeignete Werkzeuge, um schnell ans Ziel zu gelangen.

Nach meiner Erfahrung aus unterschiedlichen Branding-Projekten, nimmt die Recherche- und Konzeptphase ca. 60% der gesamten Projektzeit in Anspruch. Die Ausarbeitung des Logos ist nur der finale Schritt. Eines ist klar: je gewissenhafter du die Recherche durchführst, desto besser wird das das Logo und desto größer wird die Begeisterung des Kunden sein.

Alles beginnt mit Notizen und Skizzen…

Im Idealfall sollte ein Logo nie veralten, es sollte stets zeitlos sein. Da Logos meist das Rückgrat des Brandings bilden, ist es wichtig, dass das Logo über Jahre hinweg konsistent bleibt. Viele klassische „alte“ Logos haben sich über Jahrzehnte kaum verändert und werden auch heute noch genauso verwendet: Nike, Lacoste oder Rolex sind hervorragende Beispiele für trendloses Logodesign.

Folgt das Logodesign einem aktuellen Designtrend, wird es wahrscheinlich in ein paar Monaten „out of date“ sein. Umso mehr überrascht es mich, dass viele Websites Jahr für Jahr aktuelle Logodesign-Trends veröffentlichen: Top 20 Logo Design Trends For 2021, 10 umwerfende Logodesign-Trends 2021, Logo-Design-Trends, die Sie im Jahr 2021 kennen sollten und viele mehr …

Also niemals dem Designtrend folgen? Nicht unbedingt. Die einzige Ausnahme, die hier durchaus Sinn machen würde, sind Veranstaltungen, die ja von sich aus zeitlich begrenzt sind. Ein Logo für ein Festival oder ein Summit, das den aktuellen Designtrend widerspiegelt, macht durchaus Sinn. Viel mehr noch: es hilft dem Betrachter, das aktuelle Event von vorhergegangenen Events derselben Reihe zu unterscheiden.

Das Apple Logo aus dem Jahr 2001 folgte damals einem „shiny“ Trend und wurde sechs Jahre später in eine Alu-Logo umgewandelt.

Fehler Nr. 3: generische Typografie für die Wortmarke

Achte bei der Verwendung von Schriftarten bei Logo oder Wortmarke darauf, dass sie nicht generisch sind. Weit verbreitete Standardschriften können nur bedingt die Individualität der Marke widerspiegeln. Ein Logo, das auffällt, muss im Vergleich zu anderen Logos derselben Branche einzigartig sein. Die Adaption der Schrift ist eine gute Möglichkeit, diesen Effekt zu erzielen.

Anstatt eine Schriftart für das Logo auszuwählen und unverändert zu verwenden, solltest du überlegen, wie der Schriftzug adaptiert werden kann. Da in seltenen Fällen das Budget für die Entwicklung einer eigenen Logoschrift bereit steht, ist die Adaption einer bestehende Schriftart eine gute Basis für die weiteren Schritte. Diese kann relativ simpel ausfallen, wie Änderungen am Kerning und an der Laufweite. Oder etwas komplexer, wie das Ändern der Form einzelner Buchstaben. Die Adaption der Schrift ist der gewisse Feinschliff, mit dem dein Logo zu einem Unikat avanciert.

Vero-Logo von Antonio Calvino
Beispiel einer kundenspezifischen Typografie für ein Logo von Antonia Calvino.

Fehler Nr. 4: Verwendung visueller Klischees

Wie oft hast du eine Glühbirne gesehen, die mit Ideen in Verbindung gebracht wurde? Oder einen Globus, der mit dem Thema Umwelt in Verbindung gebracht wird? Diese Art von visuellen Klischees gibt es überall in der Welt des Logo-Designs und des Brandings. Überlege dir neue Wege, um diese Ideen auszudrücken. Verwende Symbole, Formen und Elemente, die in ihrer Bedeutung erkennbar, aber nicht überall zu sehen sind.

Ist dies nicht möglich, ist ein Schritt zurück oft die beste Wahl. Ein neuer oder modifizierter Markenname kann den entscheidenden Spielraum bringen, um ein einzigartiges Branding zu kreieren. So kann der Markenname komplett abstrakt ausfallen (z.B.: Xerox) oder ein Kunstwort sein (z.B.: Knallgrau). Daraus ergeben sich auch neue Möglichkeiten für das Logodesign.

Auch die Verwendung von Familienwappen (z.B.: Herzig Mühlen), Avataren (z.B.: Mr. Green) und Maskottchen sind geeignete Mittel, um einer Marke eine einzigartige visuelle Identität zu verleihen.

Auch mit Humor kann man visuelle Klischees umgehen: Logo für den Urlaub zu Hause
Humor ist eine gute Möglichkeit, um visuelle Klischees zu umgehen: Logo für den Urlaub zu Hause von SUPERFESCH

Fehler Nr. 5: zu abstrakte Gestaltung

Während es wichtig ist, klischeehafte Symbolik zu vermeiden, solltest Du auch vorsichtig sein, wenn sie zu abstrakt wird. Abstrakte Bilder können ein Blickfang sein, aber sie tragen nicht viel dazu bei, die Botschaft der Marke zu verstärken, wenn der Betrachter das Logo nicht „versteht“. Das Logo darf nicht Selbstzweck künstlerischen Schaffens sein. Es ist ein Werkzeug, um die Botschaft und Position der Marke zu stärken.

Wenn das Logo so abstrakt ist, dass der Betrachter es nicht in wenigen Augenblicken „lesen“ kann, ist es wahrscheinlich nicht zielführend.

Beispiel eines klaren und erkennbaren Logos für den VKAÖ von SUPERFESCH

Fehler Nr. 6: zu komplexe Gestaltung

Komplexe Logos leisten ihren Marken einen schlechten Dienst. Ein komplexes Logo kann vom Betrachter nur schwer erfasst werden – der Wiedererkennungswert sinkt rapide. Grundsätzlich sind komplexe Logos auch schlechter skalierbar und weniger flexibel in der Anwendung. Auch die Abbildung auf unterschiedlichen Medien, wie kleinen Bildschirmen oder Mesh-Stoffen, könnte dann zum Problem werden.

Obwohl nicht jedes Logo einer minimalistischen Ästhetik folgen muss, sollte Einfachheit dennoch der Schlüssel sein. Wenn das Logo zur Illustration wird, ist es ratsam, noch einmal eine Extrarunde einzulegen.

Ein Logo sollte nicht komplexer sein, als es unbedingt sein muss. Überlege dir, was du aus einem übermäßig komplexen Logo entfernen könntest, ohne dass die Message verloren geht.

Jede Marke erzählt eine Geschichte und das Logo soll sie in wenigen Worten wiedergeben können.

Ein einfaches, aber auffälliges und effektives Logo für ForeverFit Coach
Ein einfaches, aber auffälliges und effektives Logo für ForeverFit Coach von SUPERFESCH

Fehler Nr. 7: auf Farbe oder Effekte verlassen

Während die meisten deiner Logos wahrscheinlich die meiste Zeit in Farbe gezeigt werden, gibt es immer noch Fälle, in denen ein Logo in einem monochromen Format verwendet werden muss. Wenn ein Logo auf Farben oder Farbverläufen beruht, ist dies im Vergleich zu Logos, die sich gut in Schwarzweiß übersetzen lassen, ein unmittelbarer Nachteil.

Während Farben und Effekte verwendet werden können, um die Nachricht des Logos zu verstärken, sollten sie nicht als primäres Sprachrohr der Markenbotschaft werden.

Ich persönlich beginne meist mit der Form, versuche sie so einfach wie möglich zu halten und füge erst dann Farben hinzu. Kommen Effekte, wie Schlagschatten oder Glanzeffekte hinzu, entwickle ich stets auch eine Variante ohne diesen Effekten. Diese kommt dann zum Einsatz, wenn das Medium oder die Druckmethode den Effekt nicht wiedergeben kann.

Die besten Logos funktionieren auch ohne Farben

Fehler Nr. 8: zu viele Optionen anbieten

Beim Entwerfen eines Logos kannst du dem Kunden zu Beginn des Prozesses mehrere Konzepte präsentieren. Dies ist auf den ersten Blick eine gute Möglichkeit, sicherzustellen, dass dein Kunde mindestens eine davon mag. Aber aber zu viele Optionen können deinen Kunden auch überfordern.

Halte dich in der ersten Phase an maximal 3 Logo-Konzepte. Das eröffnet Optionen für die weiteren Schritte ohne Verwirrung zu stiften. Die kleine Auswahl verhindert auch, dass der Kunde Elemente aus den unterschiedlichen Logos zu einem „Frankenstein-Logo“ kombinieren möchte.

Einige Logo-Designer gehen sogar so weit, nur ein einziges Konzept zu präsentieren und ihre ganze Anstrengung in diese eine Lösung zu stecken (AKA „One-Concept-Ansatz“ ). Auch ich verwende diesen Ansatz immer öfter. Warum? In den seltensten Fällen entstehen zwei oder mehrere gleichwertige Logo-Ideen. Daher ist es sehr effektiv, alle kreative Energie in die beste Idee zu stecken. Basiert das Design zusätzlich auf einer fundierten Recherche und einem fundierten Konzept, ist das Ergebnis meist ein Volltreffer!

Du wirst für Lösungen bezahlt. Liefere diese Lösungen!

Logo-Konzepte von George Bokhua
Wie viel ist zu viel? Logo-Konzepte von George Bokhua

Fehler Nr. 9: das Logo ist zu statisch

Da Logos für die Verwendung in verschiedenen Größen skaliert werden müssen, müssen deine Logo-Designs flexibel sein.

Im Idealfall passt sich das Logo seiner Umgebung an. Meist sind das nur minimale Adaptionen, die erst auf dem zweiten Blick erkennbar sind. Während das Logo auf einer Werbetafel unverändert zur Geltung kommen kann, muss es beispielsweise als App-Icon reduziert werden. Das nennt man responsives Logo-Design. Im Vordergrund steht immer die Wiedererkennbarkeit und die Markenbotschaft.

Es ist die Aufgabe des Logodesigners, mögliche Anwendungen (an potentiellen Touchpoints) aufzuzeigen und auszuarbeiten. Erst wenn sich das Logo in den angedachten Situationen bewährt, ist es bereit für das Rollout.

Das neue Logo von Robert Almer in verschiedenen Anwendungen
Das neue Logo für Robert Almer von SUPERFESCH in verschiedenen Anwendungen

Fehler Nr. 10: fehlende Verwendungsrichtlinien

Die Verwendungsrichtlinien sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Logo-Design-Pakets. Entweder sind sie ein in sich abgeschlossenes Dokument oder sie sind Teil eines übergeordneten Brand Style Guides, der auch die Verwendung weiterer Markenelemente definiert.

Diese Richtlinien sind eine Art Gebrauchsanleitung für das Logo. Sie helfen Grafikern oder Marketing-Mitarbeitern bei der Implementierung des Logos in unterschiedliche Medien und Anwendungen. Sie definieren, wie das Logo dargestellt werden darf – und wie nicht. Wie viel Platz braucht mein Logo? Auf welchem Hintergrund kann das Logo dargestellt werden? Welche Elemente dürfen in Kombination mit dem Logo verwendet werden? All diese Fragen sollen die Verwendungsrichtlinien im vorhinein abklären.

Ausschnitt einer Verwendungsrichtlinie für Tschirk Alumanufaktur
Ausschnitt einer Verwendungsrichtlinie für Tschirk Alumanufaktur

Das Ziel: ein zeitloses Logo, das deine Kunden lieben werden

Wenn du diese 10 Fehler vermeidest, bist du auf dem besten Weg, zeitlose und unvergessliche Logo-Designs zu erstellen, die deine Kunden lieben werden. Du hast andere Erfahrungen gemacht oder hast noch ein paar Tipps parat? Schreibe mir ein Kommentar!

Dieser Beitrag basiert auf „Designing a logo for a client? Don’t make these 10 mistakes“ und wurde durch eigene Erfahrungen erweitert.

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